Diese Woche habe ich in zwei Sitzungen den Film „Oh Boy“ von Jan-Ole Gerster geschaut. Witzigerweise wurde der Film zwischen dem Schauen der beider Hälften, die wenige Tage auseinander lagen, zwei Mal von Medien angesprochen, die ich konsumiert habe. Einmal stellte sich heraus, dass „Oh Boy“ nicht der deutsche Kandidat für den Oscar als bester ausländischer Film ist, zum anderen schaute ich den Crime Stammtisch über Trayvon Martin und George Zimmerman, in dem am Ende über „Oh Boy“ gesprochen wird. Einer der Diskutanten ist nämlich der Schauspieler und YouTuber Robert Hofmann, der eine kurze Rolle im Film hatte. Warum ich meine Kurzkritik so anekdotisch beginne? Vielleicht weil die beiden Ereignisse ein bisschen spannender waren als der Film selbst.
In „Oh Boy“ geht es um Niko, gespielt von Tom Schilling. Zu Anfang des Films hätte man denken können, es handele sich um die Vorgeschichte zu „Unsere Mütter, unsere Väter“, denn nicht nur spielt Schillings Filmpartnerin Katharina Schüttler mit, „Oh Boy“ ist zudem auch komplett in Schwarz-Weiß gedreht. Das stört aber nicht, es gibt den Aufnahmen ein interessantes Aussehen, macht aber auch klar, dass es sich um eine Independent-Produktion handelt. So trägt sich das Geschehen des Films innerhalb von 24 Stunden zu, in denen Niko seinen Führerschein verliert, den Dreharbeiten an einer Nazi-Verfilmung beiwohnt, mit seinem Vater Golf spielt und derlei andere Dinge treibt. Zwischendurch sieht man immer ein paar interessante Aufnahmen von Berlin, wo der Film spielt. Eine echte Handlung gibt es nicht, alles, was passiert, wird nur episodisch angerissen und irgendwie nicht zu Ende gedacht – zumindest hatte ich das Gefühl. Deshalb war ich auch sehr enttäuscht, als ich „Oh Boy“ zu Ende geschaut hatte. Dass sich meine Meinung nicht mit der vieler Kritiker und Zuschauer deckt, zeigt sich allerdings dadurch, dass „Oh Boy“ geradezu mit Preisen überhäuft wurde und fast 350.000 Kinobesucher hatte. Vielleicht stand mir ja nicht der Sinn nach einem so dialoglastigen Film, vielleicht muss man Berlin-Kenner sein, um ihn genießen zu können. Mir gefiel er jedenfalls nicht so sehr.